pakt bern - das neue musik netzwerk
Donnerstag, 10 Apr. 2025 - 19:30 Uhr
Casino Bern, Casinopl. 1, 3011 Bern
«Mit Korngold hoch hinaus» – Berner Symphonieorchester
«The Listeners» unterläuft die Auffassung des Konzerts als Konsumgut, mit bezahlten, dienstleistenden Musiker*innen auf der einen, und zahlenden, aber passiven Kund*innen auf der anderen Seite.
Was passiert, wenn wir ein Konzert als sozialen Mikrokosmos verstehen, mit unterschiedlichen Beteiligten, denen unterschiedliche Rollen und Verantwortungen zukommen?
Zum Beispiel: Das Publikum als hörendes Pendant zum Klangkörper auf der Bühne – als Hörkörper. Ein Konzert ohne Publikum ist schliesslich nur eine Probe. Das Publikum ist also essenziell. Es ist ein Ensemble, nur ist es sich dieser Verantwortung meist nicht gewahr: die Musiker*innen haben geübt – das Publikum improvisiert.
Jede*r Konzertgänger*in kennt elektrifizierende und eher träge Konzerterlebnisse. Aber: ebenso hat jede*r Musiker*in in der Garderobe schon mal begeistert gesagt (oder gesagt bekommen), wie unglaublich präsent das Publikum diesmal gewesen sei, wie es das Konzert mitgetragen habe.
Wenn die Qualität eines Konzerts also von Musiker*innen und Publikum (und mehr, natürlich) abhängt – lohnt es sich dann, im Sinne eines sozialen Miteinanders alle Seiten zu betrachten, zu üben, zu stärken, und damit die Chancen zu erhöhen, dass «etwas passieren» kann? Wir glauben es und wollen’s wissen.
Auf einer anderen Ebene arbeitet «The Listeners» auch gegen die Stratifizierung des Publikums. Wann hast du dich zum letzten Mal mit einer dir unbekannten Person im Publikum über das Erlebte unterhalten? Wann warst du letztmals in einer wirklich altersgemischen Gruppe an einem Konzert? Wann hast du zuletzt ein Konzert mit dir völlig unbekannter Musik gehört?
«The Listeners» umkreist solche und weitere Fragen spielerisch hörend, offen diskutierend, auch schmunzelnd. Ein Experiment und ein Versuch, das Konzert wieder als Ort gesellschaftlicher Relevanz zu positionieren. Und eine Gelegenheit, in einer kleinen Gruppe auf Tournee zu gehen und sich als ein hörendes Ensemble einzuspielen. Wir hoffen, du bist dabei!
«Ich schreibe keine experimentelle Musik. Ich experimentiere, bevor ich die Musik mache. Danach sind es die Hörer*innen, welche experimentieren müssen.»
– Edgard Varèse
10. Symphoniekonzert
Nicholas Carter I Simone Lamsma
Mit Flügeln aus Wachs flog Ikarus in der griechischen Mythologie der Sonne entgegen – und stürzte krachend ins Meer. Auch wenn die russische Komponistin Lera Auerbach mit Icarus keine Programmmusik im eigentlichen Sinne komponierte, beschreibt sie ihren suggestiven Werktitel doch als «Tür zur Fantasie» der Hörer*innen: Das Streben und «der Wunsch, über die Grenzen hinaus in das ekstatische, visionäre Reich des Höhenflugs zu gehen, ist wesentlich menschlich.» Hoch hinaus zog es auch Erich Wolfgang Korngold, der vor den Nazis in die USA flüchten musste und als Filmkomponist in Hollywood Karriere machte. In seinem Violinkonzert zitiert Korngold eigene Filmmusiken und legt dabei mehr gesangliche Qualitäten als virtuosen Furor an den Tag – was erklärt, dass Korngold selbst davon sprach, das Konzert sei eher für einen Caruso als für einen Paganini geschrieben. Antonín Dvořák indes komponierte seine achte Symphonie anlässlich seiner Aufnahme in die Böhmische Kaiser-Franz-Joseph-Akademie für Wissenschaft, Literatur und Kunst. «Melodien fliegen mir nur so zu», schwärmte er gegenüber seinem Freund Alois Göbl. Am Pult steht Nicholas Carter, Chefdirigent der Oper und Co-Operndirektor bei Bühnen Bern. Als Solistin begrüssen wir die niederländische Geigerin Simone Lamsma, die von der New York Times für ihren «hell strahlenden Klang» gefeiert wurde.